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Im Weiten Lohberg 18 wohnte Hans Jürs mit seiner Familie.

Hans Julius Johannes Jürs wurde am 25.10.1894 in Ratzeburg geboren. Von Beruf war er Schlosser und leistete seinen Militärdienst vermutlich im ersten Weltkrieg.

Am 29. Mai 1917 zieht Hans Jürs von St. Georgsberg in Ratzeburg nach Lübeck in die Hansestraße 11a in das Pensionat der Witwe Julie Nevermann. Von dort wechselt er seinen Wohnsitz in das Pensionat von Paul Rauch in der Mühlenstraße 34, Eingang von der Kapitelstraße 1.

Vermutlich in dieser Zeit heiratet Hans Jürs Frieda Emilie Fischer, geb.am 15.02.1898 im Lübecker Stadtteil Karlshof. Am 15. Juli.1919 kommt ihr erster Sohn Rudolf Hans August zur Welt. Die Familie zieht am 8. September 1919 in die Beckergrube 82. Am 9. Mai 1922 wird der zweite Sohn Walter Hermann geboren.

6 Wochen später bezieht Familie Jürs eine Wohnung im Haus im Weiten Lohberg 18 bei Heinrich Tiedt, Oberpostmeister a.D. und dem Hausdiener Emil Koball.

Historische Straßenansicht des Weiten Lohberges vom Langen Lohberg aus aufgenommen. Haus Nr.18 befindet sich auf der rechten Seite am Ende der Baumreihe an der Ecke zur Straße Wakenitzmauer. Quelle: Fotoarchiv der Hansestadt Lübeck
Historische Straßenansicht des Weiten Lohberges vom Langen Lohberg aus aufgenommen. Haus Nr.18 befindet sich auf der rechten Seite am Ende der Baumreihe an der Ecke zur Straße Wakenitzmauer. Quelle: Fotoarchiv der Hansestadt Lübeck

Hans Jürs ist aktives Mitglied der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas.

1935 wird er wegen verbotener Aktivitäten für die Internationale Bibelforscher-Vereinigung (IBV) zu 3 Monaten Haft verurteilt.

1937 verhaftete ihn die Gestapo erneut. Am 25. Februar 1938 wird Hans Jürs von dem Schleswig-Holsteinischen Sondergericht Kiel in Lübeck zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt.

Hauptgründe für seine Haftstrafe sind seine Aktivitäten bei der IBV. Mit seinen beiden Mitangeklagten bildet er eine aus 3 Zeugen Jehovas bestehenden Zelle, die von dem örtlichen Leiter Heinrich van Loo gegründet wurde.

Ferner wird ihm seine Beteiligung an den Flugblattaktionen “Resolution” im Jahre 1936 und “Offener Brief” 1937 zur Last gelegt. Als besonders erschwerend erachtet das Gericht seine ablehnende Haltung zum Militärdienst: ,,Jürs hat mit aller Energie, die ihm zu Gebote stand, sich trotzdem für die Fortsetzung der IBV eingesetzt. Er ist ein ganz fanatischer Bibelforscher, der insbesondere auch gefährlich ist, weil er die Verweigerung des Militärdienstes propagiert.”

Zitat aus dem Urteil 11 Son Kms 35/38 Sdg.84/37

Nach Ablauf der Strafe wird Hans Jürs in sogenannte “Schutzhaft” genommen.

Am 18. November 1939 wird er unter der Häftlingsnummer 003887 ins Konzentrationslager Sachensenhausen deportiert und dem Block 10 zugewiesen. Am 14. April 1940 wird Hans Jürs als Abgang/verstorben gemeldet.

Quellen:

  • Adressbücher und Meldekartei der Hansestadt Lübeck
  • Bildarchiv der Hansestadt Lübeck
  • Garbe, Detlef: Zwischen Widerstand und Matrtyrium. Die Zeugen Jehovas im "Dritten Reich". Studien zur Zeitgeschichte Bd. 42.4. Auflage. München Oldenbourg Verlag 1999.
  • Imberger, Elke: Widerstand "von unten". Widerstand und Dissens aus den Reihen der Arbeiterbewegung und der Zeugen Jehovas in Lübeck und Schleswig-Holstein 1933-1945. Neumünster Karl Wachholtz Verlag 1991.
  • Mitgutsch, Andreas / Schiffer, Jochen: Zeugen Jehovas in Lübeck und Umgebung 1933-1945. Lübeck 2000.

 

Susanne Schledt-Önal, Lübeck 2010