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(Die beiden Stolpersteine sind zur Zeit wegen Bauarbeiten entfernt worden.)

In der Fischstraße 31 wohnten Fanny Aronsohn und Flora Hess.

In der Fischstraße 31 wohnten Fanny Aronsohn und ihre Nichte Flora Hess.

Wenig ist über sie bekannt; es liegt bisher nicht einmal ein Foto des damaligen Wohnhauses vor, das 1942 beim Bombenangriff zerstört wurde.

Seit 1867 war Fanny Aronsohns Vater, der Schneider Isidor Aronsohn Lübeckischer Staatsbürger. Er stammte aus Klezewe in Polen und wurde dort am 12.7.1837 geboren. Seine Frau Betty, geborene Pincus war am 15.3.1843 in Moisling geboren.

Das Ehepaar hatte neun Kinder, von denen zwei sehr früh verstarben, Sara Selma im Alter von zehn Wochen, Marcus mit sieben Jahren. Auch die Tochter Nanny, 1870 geboren, starb im Jahre 1911 mit 41 Jahren. Fanny wurde als fünftes Kind am 7. März 1874 geboren.

Am 3.3.1915 starb Isidor Aronsohn. In diesem Jahr noch zog Betty Aronsohn aus dem Haus St.-Annen- Straße 7 in die Fischstraße 31 um, in eine Wohnung im zweiten Stock. Bis 1935 blieb sie im Adressbuch vermerkt, ab 1936 war Fanny Aronsohn mit der Adresse Fischstraße 31 vermerkt, außerdem ab 1939 der Ehemann ihrer jüngsten Schwester Malchen (Jahrgang 1882). In deren Meldekarte sind Aufenthalte in Altona, Ahrensburg, Segeberg, Frankfurt / Oder und Hamburg vermerkt, sowie im Jahre 1902 eine Reise nach New York. Schließlich heißt es:

"Verheiratet 29.5.1910 in Dortmund mit dem Friseur Willy Bruns dortselbst".

Willy Bruns oder Bruhns war kein Jude, daher blieb seine evangelisch getaufte Frau Malchen von der Deportation verschont. Ihr Name findet sich in einer Auflistung der sog. Mischehen der Polizeiverwaltung.

Zwangsnamen: Fanny Aronssohn
Zwangsnamen: Fanny Aronssohn
Zwangsnamen: Flora Hess
Zwangsnamen: Flora Hess

Flora Hess war eine Tochter der ältesten Schwester von Fanny Aronsohn, von Friedchen. Sie war am 7.2.1868 geboren, von Beruf Mamsell und seit 1891 mit dem Schlachter und Viehhändler Y. Moses Hess in Bunde in Ostfriesland verheiratet. Dort wurde Flora Hess am 24.12.1895 geboren. Die knappen Eintragungen im Melderegister in Lübeck lauten: mosaisch, ledig, Hausmädchen.

Außerdem finden sich die Vermerke: 1941 amtlich evakuiert und laut Beschluss des Amtsgerichts Lübeck (5 II 668/53) vom 5.1.54 (rechtskräftig ab 11.3.54) für tot erklärt.

Über das Schicksal der Eltern von Flora Hess ließ sich bisher nichts in Erfahrung bringen, auch nicht über das der übrigen Geschwister Salomon (Jahrgang 1872), Hannchen (Jahrgang  1877) und Samuel (Jahrgang 1879), die ebenfalls Lübeck verlassen hatten als junge Erwachsene, Samuel ging mit seiner Ehefrau Antonia, geborene Floirac 1927 nach Paris.

Zum Zeitpunkt der Deportation nach Riga am 6. Dezember 1941 war Fanny Aronsohn 67 Jahre alt, Flora Hess 46 Jahre.

Über die Umstände ihres Todes ist nichts bekannt; wir wissen nicht, ob sie bereits im Lager Jungfernhof umkamen, ob sie zu den vielen Opfern der beiden Erschießungen im Bikernieckiwald im Februar und März 1942 gehörten oder ob sie zu den als arbeitsfähig eingestuften Menschen gehörten, die noch bis 1944 Zwangsarbeit zu leisten hatten und schließlich im KZ Stutthof ihr Leben verloren.

Verzeichnis der Quellen außerhalb der Standardfachliteratur:

  • Adressbücher und Meldekartei der Hansestadt Lübeck
  • Archiv der Hansestadt Lübeck,

    • Staatliche Polizeiverwaltung 109, 110, 131
    • Familienregister der Israelitischen Gemeinde

  • Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden, bearbeitet von Wolfgang Scheffler und Diana Schulle, München 2003
  • Datenpool JSHD der Forschungsstelle "Juden in Schleswig-Holstein" an der Universität Flensburg
  • Memorbuch zum Gedenken an die jüdischen, in der Schoa umgekommenen Schleswig-Holsteiner und Schleswig-Holsteinerinnen, hrsg. V. Miriam Gillis-Carlebach, Hamburg 1996
  • Yad Vashem, The Central Database of Shoah Victims Names

Heidemarie Kugler-Weiemann, 2008