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In der Braunstraße 6 wohnte Emma Katz mit ihrer Familie.

Braunstraße 6 (Jahr unbekannt) [1]
Braunstraße 6 (Jahr unbekannt) [1]

In der Braunstraße 6 wohnte von 1934 bis 1938 Emma Katz, geborene Cohn mit ihrer Familie. Am 1. Oktober 1880 war sie in Lübeck zur Welt gekommen, in einer der lange ansässigen und weitverzweigten jüdischen Familien. Durch ihre Heirat mit dem Kaufmann Max Moses Katz(enfuß), der am 6. Dezember 1876 in Preußisch Holland nahe Elbing in Westpreußen geboren und 1902 nach Lübeck gekommen war, verlor sie jedoch ihre lübeckische Staatsangehörigkeit und galt wie ihr Mann und später auch die Kinder als staatenlos.

Im Personenstandsregister der jüdischen Gemeinde wurde die Eheschließung mit folgenden Worten verzeichnet:

                                                No. 242 = 136

Heute, Mittwoch den siebzehnten August Ein Tausend neun Hundert und vier ward von meinem Stellvertreter, dem Rabbiner Dr. Löwenthal aus Hamburg, nach jüdischem Gesetz hier in Lübeck getraut der Kaufmann
                                                Max Moses
geboren am 6.Dezember 1876 als Sohn der unverehelichten Marie Moses und des Klempners Josef Katzenfuss (genannt Jacob Katz) in Pr.Holland,
[Josef Katzenfuss hat sich als Vater bekannt und als solcher eintragen lassen, das Kind ist auch in seinem Hause geboren, und 1879 hat er sich auch standesamtlich trauen lassen.] wohnhaft in Lübtheen i.M. mit der Jungfrau
                                               Emma Cohn
wohnhaft in Lübeck, geboren daselbst am 1.Oktober 1880, als Tochter des Lazarus Selig Cohn und dessen Ehefrau Rosa geborene Hopp, nachdem die bürgerliche Trauung am Tage zuvor hierselbst unter No. 420 vollzogen worden war
                                                                        Dr. Carlebach, Rabbiner

Die beiden älteren Kinder des jungen Ehepaares Emma und Max Katz wurden in Lübtheen im westlichen Mecklenburg geboren: Marie 1905 und Felix Selig 1908; die drei jüngeren Kinder kamen dann in Lübeck zur Welt: Ruth Rebekka 1913, Berthold Aron 1915 und Josef am 1.4.1918.

Die Familie hatte ab 1913 ihre Wohnung in der Hüxstraße 105. Die Geschäfte des Kaufmanns liefen gut. Außer seinem Geschäft für Schuhmacherbedarfsartikel in der Hüxstraße 109 eröffnete Max Katz drei Schnellbesohlanstalten in der Hüxstraße 109, Fleischhauerstraße 8 und Moislinger Allee 10 und beantragte 1916 die Eintragung seiner Firma ins Handelsregister. "Unter der Annahme, es mit einem entwicklungsfähigen Geschäft zu tun zu haben", erhob die Handelskammer dagegen keine Bedenken, und die Eintragung wurde vollzogen. 1917 wurde die Firma an Johanna Wetzler, geborene Katzenfuß verkauft. Sie war eine der Schwestern von Max Katz und lebte in Berlin. Ihr Bruder führte als Prokurist die Lübecker Geschäfte und bereiste mit seinen Produkten Mecklenburg und das südliche Schleswig-Holstein bis zur Schlei.

Todesanzeige Max Katz (3.1.1922) [2]
Todesanzeige Max Katz (3.1.1922) [2]

Doch dann traf die Familie ein plötzlicher schwerer Schicksalsschlag: Am 30. Dezember 1921 verstarb Max Moses Katz im Alter von nur 45 Jahren an einem Herzschlag in Altona.
Nun stand Emma Katz allein da mit ihren fünf Kindern, der kleine Josef war erst drei Jahre alt, und war als Witwe sicherlich auf die Hilfe der Verwandten angewiesen. Ihr Versuch, ein eigenes Möbelgeschäft aufzubauen, hatte offenbar wenig Erfolg, denn nur einmal ist es im Adressbuch von 1923 in der Hüxstraße 105 vermerkt. Die älteste Tochter Marie mit ihren 16 Jahren trug bereits zum Lebensunterhalt der Familie bei, sie arbeitete im Warenhaus Globus in der Breiten Straße, doch die jüngeren Kinder besuchten alle noch die Schule.

Berichtszeugnis von Josef Katz, geschrieben 1930 von Dora Arp [3]
Berichtszeugnis von Josef Katz, geschrieben 1930 von Dora Arp [3]

Berthold und später auch Josef Katz waren Schüler der Gemeinschaftsschule am Domkirchhof, einer in den 1920er Jahren gegründeten Reformschule.

Abschlusszeugnis der Gemeinschaftsschule für Berthold Katz [4]
Abschlusszeugnis der Gemeinschaftsschule für Berthold Katz [4]

Anders als im Zeugnis vermerkt, besuchte Berthold Katz nach Abschluss der Gemeinschaftsschule im Jahr 1931 weiter die Oberrealschulschule am Dom. In seiner Klasse waren zwei weitere jüdische Schüler, Ephraim Lexandrowitz und Max Fränkel.

Besonders nah war die Beziehung von Emma Katz und ihren Kindern zu den Verwandten in der Fischergrube 22. Emmas jüngere Schwester Caroline (Jahrgang 1887), sie wurde Linchen genannt, war verheiratet mit Bruno Katz(enfuß), dem 1880 geborenen Bruder des verstorbenen Max Moses Katz. Hier waren vier Kinder etwa gleichen Alters: Mirjam (Jahrgang 1910), Werner Selig (Jahrgang 1912), Josef (Jahrgang 1916) und Rosa (Jahrgang 1922).

Braunstraße 6 im Jahr 2010 [5]
Braunstraße 6 im Jahr 2010 [5]

Im Adressbuch von 1935 findet sich die Eintragung: Braunstraße 6, p + I, Emma Katz, Witwe, Lederhandlung Felix Katz (E Kayser Erben). In der Braunstraße 6 hatte 1934 die Familie sowohl Geschäftsräume im Erdgeschoss als auch eine Wohnung im ersten Stock gemietet. Der älteste Sohn Felix führte hier eine Lederhandlung, während Josef eine kaufmännische Ausbildung in Witzenhausen begonnen hatte. Marie war inzwischen verheiratet und trug nun den Familiennamen Luckmann. Ihr Ehemann war kein Jude.

Zu diesem Zeitpunkt waren die Schrecken des Naziregimes für die Familie bereits sehr deutlich und spürbar geworden. In seinen "Erinnerungen eines Überlebenden" schreibt Josef Katz über den 1. April 1933: "Boykott. Große gelbe Plakate sind an allen jüdischen Geschäften angebracht. Vor unserer kleinen Lederhandlung in der Braunstraße stehen SA-Leute und hindern die Kundschaft, das Geschäft zu betreten. Ein SA-Mann schlägt meinen Bruder, als er in seinen Laden hineingehen will, mit der Faust ins Gesicht. Er kommt sehr deprimiert nach Hause und sagt zu meiner Mutter: "Jetzt ist es endgültig aus mit den Juden." (Seite 13/14)

Jugendfußballmannschaft des LSV Lübeck um 1928 (Berthold Katz: erster von rechts, sein Vetter Josef Katz: dritter von rechts) [6]
Jugendfußballmannschaft des LSV Lübeck um 1928 (Berthold Katz: erster von rechts, sein Vetter Josef Katz: dritter von rechts) [6]

Der begeisterte Fußballspieler Berthold Katz wurde wie sein Cousin Josef aus dem Lübecker Sportverein von 1913 (LSV) ausgeschlossen. Berthold Katz, der bereits 12 Jahre Mitglied im LSV gewesen war, erinnerte sich noch im Alter ganz genau an diese Situation: "Eines Tages - es war in Neustadt / Holstein - kam der Trainer nach dem Umkleiden, aber noch vor dem Anpfiff auf das Spielfeld zu mir und sagte, daß ich mit sofortiger Wirkung aus dem Verein ausgeschlossen wäre - ich ging in den Umkleideraum zurück, zog mich wieder an und weinte bitterlich. Doch es gab keinen Trost. ... Es ist ein Gefühl, das sich nicht beschreiben lässt, als ob man plötzlich vogelfrei ist."

 

Der Onkel Bruno Katz, Emmas Schwager, hatte bereits vor 1933 seine Kinder und Verwandten auf ein Verlassen Deutschlands orientiert, so dass in der Familie intensive Bemühungen um Einwanderungsgenehmigungen für Palästina bzw. die USA stattfanden. Felix Katz soll für sich und die Mutter Ausreisepapiere gehabt haben, als er am 8. Mai 1934 tödlich mit dem Motorrad verunglückte. Nach diesem weiteren schweren Verlust blieb Emma Katz in Lübeck. Sie wurde formell Inhaberin des Geschäfts, damit der siebzehnjährige Berthold das Geschäft weiter führen und den Lebensunterhalt der Familie sichern konnte. Seine schulische Ausbildung fand so ein plötzliches Ende.

Wie sein älterer Bruder fuhr auch Berthold Katz Motorrad und nahm des öfteren seine Freundin auf der BMW 200 mit. "Eines Tages erhielt ich nun ein Schreiben von der Gestapo, mich sofort auf der Dienststelle in der "Parade" zu melden - ich hätte ein arisches Mädchen auf dem Motorrad mitgenommen, und das war Rassenschande! Nach kurzem Verhör bei der Gestapo wurde ich für zehn Stunden in einen dunklen Bunker gesperrt, wo weder Sitzen noch Stehen möglich war. Erst als zweifelsfrei feststand, dass ich ein "jüdisches" Mädchen mitgenommen hatte, wurde ich entlassen."

Im August 1937 wurde das Geschäft in der Braunstraße überfallen, eine große Horde junger nicht-uniformierter Männer drang an einem Samstagmittag in den Laden ein, verwüstete Einrichtung und Waren, plünderte die Kasse, schlug und misshandelte Berthold Katz. Er erinnerte sich später an diese traumatische Situation: Ich wurde "durch die Braunstraße, Hüxstraße, Königstraße, über den Markt bis zur Pfaffenstraße getrieben, wo damals noch die Straßenbahn fuhr. Dort warf man mich auf die Schienen... Ich weiß nicht, wie lange ich dort gelegen habe. Es waren mir mehrere Rippen gebrochen, und blutüberströmt wurde ich zum Polizeigefängnis in der Mengstraße getrieben, wo ich zur "Begrüßung" gefragt wurde: "Herr Katz, hat man Ihnen etwas angetan?" - Dann warf man mich in eine Zelle, wo bereits Max Blumenthal, Oskar Zipper und Julius Wagner waren - ebenfalls blutverschmiert."

Einem späteren Angriff auf sein neu eingerichtetes Ledergeschäft in der Fleischhauerstraße 26 konnte Berthold Katz nur entgehen, indem er sich in einer Mülltonne versteckte.

Im Herbst 1938 wurde er ohne eine Begründung in "Schutzhaft" genommen und etwa vier Wochen lang im Marstall-Gefängnis in der Burgstraße eingesperrt. Seinem Bruder Josef gelang es, beim Palästina-Amt in Berlin für den inhaftierten Bruder und sich selbst Plätze zur Hachschara zu bekommen, der Vorbereitung zur Einwanderung nach Palästina.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden Geschäft und Wohnung erneut demoliert. Josef Katz gelang es zunächst, sich einer Verhaftung zu entziehen, doch als stattdessen die Mutter verhaftet werden sollte, stellte er sich. Bis zum 20. Dezember 1938 blieb er in Haft in der Strafanstalt Lauerhof, dann wurde er entlassen.
Im Frühjahr 1939 machten beide Brüder auf dem Gut Ellguth in Schlesien eine mehrmonatige landwirtschaftliche Ausbildung, an deren Ende eine Prüfung zu absolvieren war, die Berthold Katz bestand. So konnte er sich im September 1939 nach Palästina retten.

Auch die Schwester Ruth Rebekka konnte mit ihrem Mann, dem aus Warschau stammenden Hutmacher Szlama Jeremia Holzblatt, nach Shanghai entkommen. Josef Katz, der die Prüfung in Ellguth nicht sofort bestanden hatte, bereitete sich in Paderborn weiter intensiv auf eine Einwanderung nach Palästina vor. Zwar hatte seine Schwester auch für ihn die Ausreise nach Shanghai ermöglicht, doch entschloss er sich wegen der Mutter dagegen, da sie das dortige Klima nicht vertragen würde.

Ende 1938 hatte Emma Katz nicht nur das Geschäft schließen, sondern auch die Wohnung in der Braunstraße aufgeben müssen. Sie fand eine Unterkunft in der St.Annen-Straße 7, einem Haus im Besitz der jüdischen Gemeinde, in dem nun viele jüdische Menschen einquartiert wurden. Hier erhielt sie den Evakuierungsbefehl. Um seine Mutter nicht allein gehen zu lassen, kam Josef Katz nach Lübeck zurück und erwirkte die Erlaubnis, sich dem Transport nach Riga freiwillig anzuschließen.

Seine 1945 geschriebenen "Erinnerungen eines Überlebenden" sind ein wichtiges Dokument der Deportation vom 6. Dezember 1941 nach Riga, und einige persönliche Schilderungen betreffen die Mutter und die Verwandten Bruno und Caroline Katz.
"Erlaubt sind 50 Kilogramm Handgepäck. Mein Onkel hat sich noch schnell einen eisernen Ofen gekauft, denn im Osten wird es sehr kalt sein, meint er. Wir nehmen auch unsere Nähmaschine mit. Meine Mutter denkt, vielleicht kann sie sich dort etwas mit Nähen verdienen." (Seite 23)

"In Oldesloe werden wir schon erwartet. Oberrabbiner Carlebach schreitet, immer wieder den Hut ziehend, an den Wagen vorbei, um an dem Fenster meiner Mutter stehen zu bleiben. "Hallo, Emma", sagt er. "Wir haben uns ja sehr lange nicht mehr gesehen." Nachdem sie einige Begrüßungsworte gewechselt haben, meint meine Mutter, dass sie es nicht begreifen kann, was die Reschoim (Christen) noch auf unsere alten Tage mit uns anstellen. "Was immer man noch mit uns anstellen wird, Emma", sagt der Oberrabbiner, "wir müssen das beste erhoffen", gibt ihr die Hand und geht weiter. ... Meine Mutter erzählt mir, dass sie Schulkameraden waren." (Seite 24)

Schon bei der Ankunft am Bahnhof Skirotova musste Josef Katz sich von seiner Mutter trennen. Er schreibt: "Ich habe inzwischen meine Mutter behutsam vom Trittbrett heruntergehoben und ihr den Rucksack aufgeschnallt. Wir stehen mitten im Gewühl. ... "Halte dich an meinem Arm fest, Mutti!" ... "Lass den Koffer stehen. Es hat keinen Sinn, ihn weiter zu schleppen." So werden wir langsam dem Ausgang des Bahnsteigs zugeschoben. Wir gelangen auf einen freien Platz vor dem Bahnhofsgebäude. "Komm her!" brüllt mich da plötzlich ein SS-Mann von der Seite an. ... Meine Mutter muss ich allein weitergehen lassen. Langsam schreitet sie an der Seite meines Onkels dahin. Es ist ein Zug unbeschreiblichen Elends." (Seite 26/27)

Im Dezember kann Josef Katz seine Mutter im Lager Jungfernhof einige Male sehen. "Abends betrete ich zum ersten Mal die Frauenbaracke, um meine Mutter aufzusuchen. Sie liegt auf dem Erdboden auf einer dünnen Schicht Stroh. Wie die Heringe sind die Frauen aneinandergedrängt, die Luft ist zum Schneiden von den Ausdünstungen der vielen Menschen. es ist ein ehemaliger Pferdestall, an der Wand sind noch die Futterkrippen. Jetzt dienen sie zur Ablage des Handgepäcks. ... Eine Waschgelegenheit für die Frauen ist nicht vorhanden.... Meine Mutter bittet mich um eine Decke. Es ist strengstens verboten, draußen an die Koffer zu gehen, wo ein Posten die Runde macht. ... Mir gelingt es einen Bettsack zu erwischen und meine Mutter auf dem kalten Boden einigermaßen warm zu betten. Dann begleite ich sie zu der einige hundert Meter entfernten Latrine. Sie hakt sich bei mir ein, damit sie in der Dunkelheit auf dem vereisten Boden nicht fällt." (Seite 33/34)

Emma Katz [7]
Emma Katz [7]

Im Januar jedoch wird Josef Katz in ein anderes Lager gebracht. Hier wird ihm am 22. Januar 1942 ein Zettel zugesteckt, und er liest: "Mein lieber Josef, Deine liebe Mutter ist gestern abend an einem Schlaganfall in den Armen von Oberrabbiner Carlebach gestorben. Sie hat noch "Shmah Jisroel" (Höre Israel) gesagt, sie hat sich nicht gequält. Nachmittags ist ihr plötzlich schlecht geworden, kurze Zeit später war sie tot. Sie ist gestorben wie eine ganz fromme Frau, sagt Carlebach. Sie ist wohl daran. Ich soll Dir noch Grüße von allen hier ausrichten. Deine Dich liebende Tante Linchen." (Seite 44)

 

 

Emma Katz war 61 Jahre alt, als sie so am 21. Januar 1942 ihr Leben verlor.

Marie Luckmann Untertrave 63 II - herzliche Grüße und viele, viele Küsse dein Bruder Josef [8]
Marie Luckmann Untertrave 63 II - herzliche Grüße und viele, viele Küsse dein Bruder Josef [8]

Josef Katz überlebte die Jahre in Lettland in verschiedenen Arbeitseinsätzen und Lagern. Einmal gelang es ihm, einem Matrosen ein Lebenszeichen an seine Schwester Marie Luckmann in Lübeck mitzugeben, versteckt auf dem Boden einer Streichholzschachtel.

Ausweis der Lübeckerin Marie Luckmann [9]
Ausweis der Lübeckerin Marie Luckmann [9]

Marie lebte weiterhin in Lübeck, durch ihre "Mischehe" blieb sie von einer Deportation verschont, nicht aber von sonstigen Schikanen und schwerer Zwangsarbeit in einer Sackfabrik in der Wickedestraße, was ihre Gesundheit ruinierte, denn ein ärztliches Attest, das ihr nach einer schweren Unterleibsoperation ausgestellt worden war, fand keine Berücksichtigung beim Arbeitseinsatz einer Jüdin.

Ab Juli 1943 nahm Marie Luckmann ihren Onkel Alfred Cohn, den 1877 geborenen Bruder ihrer Mutter, und seine Frau Sophia Maria, geborene Hohl, bei sich auf. Das kinderlose Ehepaar lebte ebenfalls in einer sogenannten Mischehe und war als "bombenbeschädigt", wie es auf der Meldekarte ausgedrückt ist, von Hamburg nach Lübeck gekommen.

Ein anderer Bruder von Emma Katz, Selig Lazarus Cohn konnte mit seiner Frau Luise, geborene Lychenheim, und dem Sohn Siegfried Selig 1939 nach London flüchten. Dessen nichtjüdische Ehefrau ließ sich nach seiner Flucht von ihrem Mann scheiden und blieb mit dem gemeinsamen Sohn Alfred Erich bei ihren Eltern in Lübeck wohnen.

Berthold Katz an seinem 80. Geburtstag am 11.Dezember 1995 mit seiner Frau Anneliese und Heidemarie Kugler-Weiemann [10]
Berthold Katz an seinem 80. Geburtstag am 11.Dezember 1995 mit seiner Frau Anneliese und Heidemarie Kugler-Weiemann [10]

Emma Katz' Sohn Josef kehrte nach seiner Befreiung 1945 nach Lübeck zurück, verließ dann jedoch Deutschland und wanderte aus in die USA. Sein Bruder Berthold kam 1950 auf Bitten der schwerkranken Schwester Marie aus Palästina / Israel zurück nach Lübeck. Er eröffnete ein Ledergeschäft, zunächst in der Engelsgrube, aber später in der oberen Fleischhauerstraße 2 und war lange Jahre Kantor der Jüdischen Gemeinde in der St. Annen-Straße, wo er auch mit seiner Frau Anneliese wohnte. Nach seinem Tod am 19. Juli 2000 wurde er auf dem Friedhof in Moisling begraben.

Bildnachweise

[1] Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck
[2] Lübecker Generalanzeiger vom 3.1.1922
[3] Archiv der Hansestadt Lübeck, Schulen 03.08-2.2/3 Gemeinschaftsschule
[4] ebenda
[5] Foto Heidemarie Kugler-Weiemann, 2010
[6] zur Verfügung gestellt von Berthold Katz, veröffentlicht in: Stolz, Gerd, Von Lübeck fort und nach Lübeck zurück - Der Lebensweg des Kantors Berthold Katz, In: Der Wagen, Ein Lübeckisches Jahrbuch 1997/98, S. 169ff
[7] aus Katz, Josef: Erinnerungen eines Überlebenden, Kiel 1988
[8] aus Albrecht Schreiber, Zwischen Davidstern und Doppeladler, Illustrierte Chronik der Juden in Moisling und Lübeck, Lübeck 1992, S. 143
[9] ebenda, S. 127
[10] Foto von NN

Verzeichnis der Quellen außerhalb der Standardfachliteratur

  • Adressbücher und Meldekartei der Hansestadt Lübeck
  • Archiv der Hansestadt Lübeck:

    • Staatliche Polizeiverwaltung 8, 25, 108,109, 110,131;
    • Schul- und Kultusverwaltung 375; Schulen 03.08-2.2/3 Gemeinschaftsschule;
    • Personenstandsregister der Israelitischen Gemeinde;
    • Liste des Ordnungsamtes von 1963 über den Verbleib jüdischer Menschen;
    • Amtsgericht zu Lübeck: Handelsregisterakte 1752/694

  • Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden, bearbeitet von Wolfgang Scheffler und Diana Schulle, München 2003
  • Bundesarchiv: Gedenkbuch, Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945,
  • www.bundesarchiv.de/gedenkbuch
  • Datenpool JSHD der Forschungsstelle “Juden in Schleswig-Holstein” an der Universität Flensburg
  • Goldberg, Bettina, Abseits der Metropolen, Die jüdische Minderheit in Schleswig-Holstein, Neumünster 2011
  • Goldberg, Bettina/ Paul, Gerhard, Matrosenanzug - Davidstern. Bilder jüdischen Lebens aus der Provinz, Neumünster 2002
  • Guttkuhn, Peter, Kleine deutsch-jüdische Geschichte in Lübeck, Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Lübeck 2004
  • Katz, Josef, Erinnerungen eines Überlebenden, Kiel 1988
  • Klatt, Ingaburgh, “...dahin wie ein Schatten”, Aspekte jüdischen Lebens in Lübeck, Lübeck 1993
  • Lübecker Generalanzeiger
  • Memorbuch zum Gedenken an die jüdischen, in der Schoa umgekommenen Schleswig-Holsteiner und Schleswig-Holsteinerinnen, hrsg. v. Miriam Gillis-Carlebach, Hamburg 1996
  • Paul, Gerhard / Gillis-Carlebach, Miriam (Hrsg.): Menora und Hakenkreuz, Zur Geschichte der Juden in Schleswig-Holstein, Lübeck und Altona 1918-1998, Neumünster 1998
  • Schreiber, Albrecht, Zwischen Davidstern und Doppeladler, Illustrierte Chronik der Juden in Moisling und Lübeck, Lübeck 1992
  • Stolz, Gerd, Von Lübeck fort und nach Lübeck zurück - Der Lebensweg des Kantors Berthold Katz, In: Der Wagen, Ein Lübeckisches Jahrbuch 1997/98, S. 169ff
  • Yad Vashem, The Central Database of Shoah Victims’ Names
  • Zeitzeugengespräche
  • Zwischen gestern und heute, Erinnerungen jüdischen Lebens ehemaliger Schleswig-Holsteiner, zusammengestellt von Gerd Stolz, Heide 1991, darin: Josef Katz, Erinnerungen eines deutschen Juden, S. 61-65

Heidemarie Kugler-Weiemann, 2012